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Corpus Doctrinae (1576)

E-Learning-Modul

E-Learning-Modul „Obrigkeitskritik und Fürstenberatung. Politikberatung in der Frühen Neuzeit“

Das politische Leben des Alten Reiches war trotz monarchisch-aristokratischer Prägungen keineswegs der Alleinherrschaft eines Fürsten überlassen. Nur selten konnte ohne Abstimmung mit Ständen und Beratern regiert werden. Expertenrat wurde also nicht erst im 20./21. Jahrhundert ein wichtiger Faktor der Politik. In der Frühen Neuzeit übernahmen diese Aufgaben meist Angehörige des Hofes, der Territorialverwaltung, der Bildungseinrichtungen des Landes und des Militärs. Insbesondere akademisch gebildete Theologen und Juristen spielten in der Politikberatung eine wichtige Rolle. Sie betätigten sich darüber hinaus nicht selten auch als Wächter über eine gute, christliche Amtsführung und sahen sich zuweilen verpflichtet, eine unzulängliche Herrschaftspraxis der Obrigkeit offen zu kritisieren.

Das E-Learning-Modul widmet sich diesen in der Forschung bislang nur am Rande thematisierten Akteuren des frühneuzeitlichen politischen Lebens. Es geht dabei nicht nur um führende Persönlichkeiten der Politik, sondern zudem um die Prozesse von Entscheidungsfindungen, die von der Politikberatung bestimmt wurden. Auch wenn das Modul verschiedene Akteure und Medien der frühneuzeitlichen Politikberatung thematisiert, steht doch die Hofgeistlichkeit aufgrund ihrer besonders herrschernahen Stellung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Als Schlüsselfiguren der politischen Kultur eröffnen Hofprediger Zugänge zu Kernproblemen frühneuzeitlicher Geschichte, zu denen etwa die Konfessionalisierung, das zeitgenössische Politikverständnis, die politisch-religiöse Interaktion an und zwischen Höfen, die Fürstenkritik und die Formierung und Stellung bürgerlicher Eliten zählen.

Das E-Learning-Modul besteht aus zwei Komponenten, zum einen der inhaltlichen Hinführung auf das Projektthema „Politikberatung“ und zum anderen einem interaktiven Modul zum digitalen Edieren. Der inhaltliche Teil liefert das notwendige Wissen über das Thema. Wichtige Rahmenpunkte, wie die Normen und Ideale, die Akteure und Orte sowie die Medien der Politikberatung werden dabei behandelt. Die unmittelbare Verknüpfung mit der Forschung wird über Fallbeispiele hergestellt, die aus aktuellen Projekten stammen. Den Kern bildet dabei die Beratungsfunktion der Hofprediger in den Jahren zwischen 1550 und 1700, wobei der Wolfenbütteler Hof besondere Aufmerksamkeit erfährt. Um diesen lutherischen Hof angemessen kontextualisieren zu können, werden jedoch auch Beispiele von Höfen anderer Konfession und von städtischen Zentren einbezogen. Die Höfe werden dabei in ihrem dynastischen, politischen und konfessionellen Kontext vorgestellt, zudem Konfliktfelder und Ambivalenzen im Verhältnis zwischen Hofpredigern und Fürsten aufgezeigt.

Im interaktiven Lernelement besteht die Möglichkeit, die gewonnenen Fachkenntnisse praktisch anzuwenden. Anhand einer Auswahl von Schriften der Wolfenbütteler Prediger, die als Volltext zur Verfügung stehen, soll das digitale Edieren erlernt werden. Vor allem das Erstellen eines kritischen Apparates, darüber hinaus aber auch die Auszeichnung von Überschriften und Absätzen sind Gegenstand dieser Komponente. Die Bearbeitung der Volltexte ist eingebunden in eine Lehrveranstaltung im Sinne des blended learnings – mit Einführungsworkshops in die Software für xml-Auszeichnung sowie die wissenschaftlichen Anforderungen beim Erstellen einer digitalen Edition. Am Ende der Veranstaltung soll die Veröffentlichung der Editionen in der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek unter den Namen der Editorinnen und Editoren stehen. Die Studierenden können damit ihre Kompetenzen im bibliothekarischen und editorischen Berufsfeld dokumentieren.

Das didaktische Kernziel des E-Learning-Moduls besteht darin, fortgeschrittenen Studierenden einen engen Kontakt zur aktuellen Forschung zu ermöglichen. Dies wird unter anderem durch die Akzentuierung aktueller Forschungsfragen innerhalb bestimmter Sachzusammenhänge erreicht. Darüber hinaus erweitert der unmittelbare und aktive Umgang mit frühneuzeitlichen Quellen und Wissensbeständen die Methodenkompetenz der Studierenden. Das E-Learning-Modul ist jedoch kein Ersatz für die universitäre Präsenzlehre, es zielt vielmehr auf die Ergänzung und Vertiefung grundlegender Fähigkeiten, zu denen ein methodisch sicherer Umgang mit einem heterogenen Quellenkorpus, die Anwendung hilfswissenschaftlicher Techniken, die Beherrschung forschungsorientierter Zugangsweisen sowie der routinierte Umgang mit modernen Recherche- und Präsentationsmedien gehören.

Hier geht es zum E-Learning-Modul.

DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].

Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.

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Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.

Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).

Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.

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Corpus Doctrinae (1576)

Im Auftrag des Herzogs Julius wurde 1576 unter der Federführung von Martin Chemnitz (* 1522, † 1586) und Timotheus Kirchner (* 1533, † 1587) eine Sammlung von Bekenntnisschriften zusammengestellt, die der Normierung der Glaubenslehre im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel diente und für Jahrhunderte eines der Fundamente der Braunschweigischen Landeskirche bildete. Dieses sogenannte „Corpus Doctrinae Julium” vereinigte neben einer Vorrede von Chemnitz die drei altkirchliche Glaubensbekenntnisse (Apostolicum, Nicaenum und Athanasianum), die Confessio Augustana von 1530, Melanchtons Apologie hierzu von 1531, die Schmalkaldischen Artikeln von 1537 sowie dem Kleinen und Großen Katechismus Luthers von 1529. Mit Ausnahme der 1577 geschaffenen Konkordienformel umfasste es alle sog. „symbolischen Bücher“ der lutherischen Kirche, die sich auch im späteren Konkordienbuch von 1580 finden sollten. Darüber hinaus beinhaltet das „Corpus Doctrinae Julium” auch eine Lehrschrift des u.a. im welfischen Fürstentum Lüneburg wirkenden Reformators Urbanus Rhegius (* 1489, † 1541) von 1536 sowie einen Bericht von Chemnitz über die wichtigste christologische Diskussion jener Zeit.

Nachweis: Herzog August Bibliothek, M: Te 4° 14.