Im Zuge des Ausbaus der Residenz und der Entfaltung der Hofkultur in Wolfenbüttel begann man im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts mit dem Aufbau einer Hofbibliothek, in welcher der fürstliche Besitz und Erwerb von Büchern systematisiert wurde. Eine 1572 von Herzog Julius (* 1528, † 1589) erlassene Ordnung, die erstmals ausführlicher Verwaltung und Benutzung der Büchersammlung regelte, setzte eine wichtige bibliotheksgeschichtliche Wegmarke. Die Hofbibliothek umfasste zunächst den persönlichen Buchbesitz der Herzöge und Herzoginnen; Erbschaften, Geschenke, Ankäufe und die im Zuge der Reformation nach Wolfenbüttel verbrachten Klosterbibliotheken erweiterten die Bestände erheblich. Diese „Bibliotheca Julia“ wurde 1618 von Herzog Friedrich Ulrich (* 1591, † 1634) an die 1576 gegründete Universität Helmstedt geschenkt. Nach Aufhebung der Universität zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen jedoch große Teile davon zurück nach Wolfenbüttel und wurden, als ein Grundpfeiler des heutigen Altbestands, den dortigen Bibliotheksbeständen angegliedert.
Der Antritt der Herzöge des mittleren Hauses Braunschweig markierte einen Neubeginn der Bibliothek in Wolfenbüttel. Den Grundstein legte Herzog August der Jüngere (* 1579, † 1666) mit seiner umfangreichen Büchersammlung, welche er noch in seiner Residenz Hitzacker begonnen und nach seiner Übersiedlung nach Wolfenbüttel 1644 in seine neue Hauptresidenz verbracht hatte. Durch planvolle Erwerbungen von Handschriften und Drucken wurde die so entstandene „Bibliotheca Augusta“ beträchtlich erweitert. Sie bildet einen zweiten Pfeiler des Buchbestandes der noch heute nach Herzog August benannten Bibliothek in Wolfenbüttel.
Durch die fürstliche Bibliothek wurde Wolfenbüttel zu einer herausragenden Stätte des Wissens in der Frühen Neuzeit, von der auch die herzoglichen Hofprediger in hohem Maße profitieren konnten. Erste Nutzungsbelege durch diese Theologen finden sich bereits in den 1570er Jahren.
Aus: Arbustum vel Arboretum Augustæum, Æternitati ac domui Augustæ Selenianæ sacrum / Satum autem & educatum à Martino Gosky, …, Wolfenbüttel 1650, fol. 531.
Nachweis: Herzog August Bibliothek, H: T 904.2° Helmst. (1).