DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].
Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.
Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.
Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).
Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.
Im Zuge des Ausbaus der Residenz und der Entfaltung der Hofkultur in Wolfenbüttel begann man im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts mit dem Aufbau einer Hofbibliothek, in welcher der fürstliche Besitz und Erwerb von Büchern systematisiert wurde. Eine 1572 von Herzog Julius (* 1528, † 1589) erlassene Ordnung, die erstmals ausführlicher Verwaltung und Benutzung der Büchersammlung regelte, setzte eine wichtige bibliotheksgeschichtliche Wegmarke. Die Hofbibliothek umfasste zunächst den persönlichen Buchbesitz der Herzöge und Herzoginnen; Erbschaften, Geschenke, Ankäufe und die im Zuge der Reformation nach Wolfenbüttel verbrachten Klosterbibliotheken erweiterten die Bestände erheblich. Diese „Bibliotheca Julia“ wurde 1618 von Herzog Friedrich Ulrich (* 1591, † 1634) an die 1576 gegründete Universität Helmstedt geschenkt. Nach Aufhebung der Universität zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen jedoch große Teile davon zurück nach Wolfenbüttel und wurden, als ein Grundpfeiler des heutigen Altbestands, den dortigen Bibliotheksbeständen angegliedert.
Der Antritt der Herzöge des mittleren Hauses Braunschweig markierte einen Neubeginn der Bibliothek in Wolfenbüttel. Den Grundstein legte Herzog August der Jüngere (* 1579, † 1666) mit seiner umfangreichen Büchersammlung, welche er noch in seiner Residenz Hitzacker begonnen und nach seiner Übersiedlung nach Wolfenbüttel 1644 in seine neue Hauptresidenz verbracht hatte. Durch planvolle Erwerbungen von Handschriften und Drucken wurde die so entstandene „Bibliotheca Augusta“ beträchtlich erweitert. Sie bildet einen zweiten Pfeiler des Buchbestandes der noch heute nach Herzog August benannten Bibliothek in Wolfenbüttel.
Durch die fürstliche Bibliothek wurde Wolfenbüttel zu einer herausragenden Stätte des Wissens in der Frühen Neuzeit, von der auch die herzoglichen Hofprediger in hohem Maße profitieren konnten. Erste Nutzungsbelege durch diese Theologen finden sich bereits in den 1570er Jahren.
Aus: Arbustum vel Arboretum Augustæum, Æternitati ac domui Augustæ Selenianæ sacrum / Satum autem & educatum à Martino Gosky, …, Wolfenbüttel 1650, fol. 531.
Nachweis: Herzog August Bibliothek, H: T 904.2° Helmst. (1).