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Predigt von der Oberkeit

Sattlers „Predigt von der Oberkeit“ (1613)

Als am 4. Oktober 1613 der welfische Herzog Heinrich Julius in Wolfenbüttel zu Grabe getragen wurde, hielt sein Oberhofprediger Basilius Sattler vor der fürstlichen Familie und der vorwiegend aus Mitgliedern des Hofes gebildeten Trauergemeinde „Eine Predigt von der Oberkeit“, die bald darauf im Druck erschien. Hier abgebildet ist das Titelblatt der von Julius Adolph von Söhne in Wolfenbüttel gedruckten Ausgabe, eine weitere, leicht gekürzte Fassung besorgte noch im selben Jahr die Werkstatt Peter Schmidts in Magdeburg.

Ausgehend von 1 Timoth. 2,1-6 und 2 Chron. 35 entfaltet Sattler darin sein Verständnis von einer guten Obrigkeit und dem rechten Verhältnis zwischen dieser und den Untertanen. Der Text bewegt sich zwischen religiöser Unterweisung, politischer Rechtfertigung, Kritik am verstorbenen Fürsten sowie der Ermahnung des Regierungsnachfolgers und der versammelten Trauergemeinde. In einer klaren, noch heutigen Lesern leicht verständlichen Sprache entfaltet der Theologe in dieser Predigt die Leitgedanken lutherischen Obrigkeitsverständnisses, in dem Herrscher und Untertanen sich gegenseitig verpflichtet sind und beiden Parteien steter Gottesgehorsam auferlegt ist. Sattler versteht es, das dargelegte Obrigkeitsverständnis auf die konkrete Situation des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zu wenden und auf seine überwiegend hochrangige Zuhörerschaft abzustimmen. Insbesondere der scharfe Konflikt zwischen dem Fürstenhaus und der Stadt Braunschweig wird als ganz gegenwärtiges Problem angesprochen. Hierin zeigt sich eine wesentliche Intention der Predigt: nicht theologische Originalität, sondern leicht verständliche, lebensnahe Vermittlung lutherischer Handlungsmaximen für konkrete Problemlagen ist das Ziel. Die Predigt würdigt die Biographie eines verschiedenen Fürsten, doch richtet sie sich in erster Linie auf den Trost und das künftige Handeln der Lebenden.

Basilius Sattler: Eine Predigt/ Von der Oberkeit/ Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland […] Herrn/ Herrn Heinrich Julij/ Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt/ vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg/ hochlöblicher gedechtnuß/ den 4. Octobr. 1613. zu Wolffenbüttel, Wolfenbüttel 1613. Druck: Julius Adolph von Söhne.
Nachweis: Herzog August Bibliothek, H: 44 Helmst. Dr. (2).

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DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].

Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.

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Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.

Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).

Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.

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Predigt von der Oberkeit

Basilius Sattler: Eine Predigt/ Von der Oberkeit/ Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland […] Herrn/ Herrn Heinrich Julij/ Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt/ vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg/ hochlöblicher gedechtnuß/ den 4. Octobr. 1613. zu Wolffenbüttel, Wolfenbüttel 1613. Druck: Julius Adolph von Söhne.
Nachweis: Herzog August Bibliothek, H: 44 Helmst. Dr. (2).